Das Retail-Erlebnis wird hybrid

28. Februar 2022

Die Digitalisierung wirkt sich nicht nur auf Vertriebskanäle aus, auch die Erwartungen an das Shopping-Erlebnis verändern sich. Retailer beginnen langsam aber sicher, die reale mit der digitalen Welt zusammenzubringen.

Das Shopping-Erlebnis im stationären Handel mit der Dimension «Online» zu erweitern, geht längst über E-Commerce hinaus. Dank neuer Technologien sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt, um Kund*innen hybride Shopping-Erlebnisse zu bieten und einzigartige Markenerlebnisse zu schaffen.
 

Virtual Reality im Retail

Virtual Reality (VR) eignet sich nicht nur bestens für Unternehmen, die eine neue Verkaufsfläche planen (mehr darüber erfahren Sie in diesem Blog), sondern auch für Kund*innen als Erlebnis in der realen Welt, begleitet von Verkaufspersonal.

Dobas erarbeitete vor vier Jahren ein Konzept, welches Pop-Up-Store und VR verbindet. Die Idee: Statt ein aufwändiges Interior für einen klassischen Pop-Up-Shop zu planen und zu produzieren, fliessen die Ressourcen in den Aufbau eines virtuellen Showrooms mit Corporate-konformer Architektur. Mithilfe von sogenannten Stepstones können Besucher*innen der Bluebox in weitere virtuelle Welten «hüpfen», um tiefer in die Geschichte eines Produktes einzutauchen und es noch umfassender zu erleben. Das Konzept ist schier endlos anpassbar und lässt sich perfekt auf die jeweilige Zielgruppe adaptieren. 

Die Premium Automarke Audi experimentiert bereits seit mehreren Jahren mit Virtual und auch Augmented Reality. Eine der Bemühungen nennt sich «Audi VR experience» und wird seit 2017 Schritt für Schritt in Autohäusern rund um den Globus eingeführt. Mithilfe einer Virtual Reality-Brille können Kund*innen ihr individuell konfiguriertes Auto realitätsnah und bis ins kleinste Detail erleben (siehe Header-Bild). «Damit machen wir den nächsten Schritt in unserer Strategie und verbinden digitale Innovation mit den Stärken des stationären Handels», kommentierte der damalige Leiter Digital Business Strategy/Customer Experience der AUDI AG die Neuerung. Im September 2021 berichtete Audi von «holoride», einer Technologie, die in Echtzeit VR-Inhalte mit Fahrbewegungen verbindet und Passagiere auf dem Rücksitz ganz neue Entertainment-Möglichkeiten bietet.

Der italienische Möbelhersteller Natuzzi setzt ebenfalls auf eine «mixed reality», bei der sich die Grenze zwischen realem und digitalem Raum noch stärker auflöst. Im New Yorker Showroom schauen sich Kund*innen Natuzzi-Möbel mithilfe eines Headsets an, die Objekte lassen sich im virtuellen Raum umpositionieren, Farben und Materialien können mit Unterstützung des Verkaufspersonals gewechselt werden – auf Wunsch findet die virtuelle Möbelschau auch in einem Rendering statt, das wie die eigenen vier Wände daherkommt.

Smartphone und Shopping

Mit dem Smartphone lässt sich allerhand anstellen, das weiss auch die Retail-Branche immer besser für sich zu nutzen. Der Flagship-Store von Chanel in Paris spannte 2018 für ein hybrides Shopping-Erlebnis mit dem E-Commerce-Giganten Farfetch zusammen. Chanels Ziel war jedoch nicht, ins Online-Business einzusteigen, sondern mithilfe digitaler Mittel Storytelling zu betreiben, die Kundschaft zu inspirieren und ein noch persönlicheres Erlebnis im physischen Store zu kreieren.

Die Customer Journey beginnt auf dem eigenen Smartphone. Kund*innen von Chanel können vor dem Boutique-Besuch in einer App durch Laufsteg-Looks stöbern, eine Wunschliste erstellen und einen Fitting-Termin im Flagship Store buchen. Das Verkaufspersonal scannt bei Ankunft den QR-Code der Kundin oder des Kunden, erhält alle relevanten Informationen und kann die ausgewählten Teile auf einem mit den Apps verbundenen Spiegel zeigen. 

Das erweiterte Retail-Erlebnis kommt offensichtlich an: Nach der mehrmonatigen Pilotphase an der Rue Cambon plant Chanel die Technologie in weiteren Stores einzuführen.
 

Displays zum Entertainen

In Schaufenstern sind ebenfalls neue Technologien eingezogen. Zum Beispiel beim Uhren- und Schmuckhändler Bucherer: Zur Weihnachtssaison 2020 belebten animierte Wichtel die Displays verschiedener Standorte und liessen potentielle Kundschaft auf humorvolle Weise Teil von zwei verschiedenen Weihnachtsgeschichten werden.

Gucci gestaltete für die Präsentation der SS18-Kollektion «Gucci Hallucination» unter anderem ein interaktives Schaufenster als Teil einer grösseren digitalen Kampagne. Der Maler Ignais Monreal wurde für die Inszenierung der Kollektion ins Boot geholt, der seine Inspiration dafür in klassischen Gemälden wie zum Beispiel John Everett Millais «Ophelia» fand. Betrachter*innen der SS18-Schaufenster konnten nicht nur animierte Monreal-Werke bestaunen, sondern auch einen Sticker mit ihrem Smartphone scannen. So gelangten sie zu weiterem Gucci-bezogenem Content rund um «Gucci Hallucination».

Die obigen Beispiele sind wohl erst der Anfang. Mit dem Ausreifen der Technologien wie VR und AR dürfte sich das Einkaufserlebnis im stationären Handel weiter verändern und wohl immer stärker mit digitalen Technologien verschmelzen. Wir bleiben gespannt, was die Zukunft hervorbringt!

 

(Header-Bild: © AUDI AG, Bildnummer A1710298)

Auch Dobas nutzt VR

Für die Planung einer Boutique setzen wir auf Kundenwunsch Virtual Reality ein. Mehr darüber erfahren Sie in diesem Blog-Beitrag von CEO Patrick Buchecker.

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