Glasklare Angelegenheit

26. Oktober 2021

Der Werkstoff Glas lässt sich in der Architektur und im Interior Design vielfältig einsetzen. Der Verwendungszweck entscheidet darüber, welche Art von Glas sich eignet und wie es verbaut werden sollte.

Haben Sie sich schon mal eingehend mit dem Thema Glas beschäftigt? Ich vermute, eher nicht. Das ist eigentlich erstaunlich, denn der Werkstoff ist in unserem Alltag omnipräsent. So vielfältig die Einsatzgebiete, so vielfältig die Glasqualitäten und deren Eigenschaften. 
 

Mit und ohne sicherheitstechnische Eigenschaften

Wir unterscheiden bei Gläsern zwischen solche mit sicherheitstechnischen Eigenschaften und solchen ohne. Ein bekanntes Glas ohne sicherheitstechnische Eigenschaften ist Floatglas, das seinen Namen aufgrund des Herstellungsverfahrens hat. Dieses Glas weist einen Grünstich auf, der mit zunehmender Glasdicke stärker wird. Dadurch eignet es sich zum Beispiel nur bedingt für den Vitrinenbau, weil sich die Eigenfarbe des Glases auf die präsentierten Produkte auswirkt. Wenn wir bei Dobas ein einfaches, transparentes Glas einsetzen, greifen wir in der Regel auf Weissglas zurück. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein Floatglas, aber mit geringerem Eisenoxid-Anteil, was den Grünstich eliminiert.

Wird Glas bei der Herstellung gehärtet, verändern sich seine Eigenschaften und es wird widerstandsfähiger. Es entsteht Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG). Dieses Glas kann zum Beispiel für Ganzglastüren, Raumtrenner oder Verglasungen von Nasszellen eingesetzt werden. Wie der Name sagt, besteht das ESG aus einer Einzelscheibe. Wenn sie bricht, zersplittert das Glas in tausende stumpfe Krümel, was die Verletzungsgefahr minimiert. 

ESG kann ausserdem zu Verbund-Sicherheitsglas (VSG) weiterverarbeitet werden. VSG besteht aus mindestens zwei Glasscheiben, die mit einer hochelastischen Folie aus Polyvinylbutyral (PVB) oder Ethylenvinylacetat (EVA) verbunden sind. Bei einem Schaden zersplittert das Glas zwar, aber die Stücke bleiben aufgrund der Folie aneinander kleben. Im Falle eines Einbruches wird der Zugriff zu den Werten verhindert. VSG wird zum Beispiel bei hochwertigen Boutique-Fassaden beziehungsweise Schaufenstern verbaut. VSG-Gläser mit zusätzlicher Polycarbonat-Mittellage nennt man Sicherheitsgläser.

Je nach Aufbau eines VSG ergibt sich eine andere Klassierung des Glases. Man unterscheidet zwischen angriffshemmender Verglasung mit Durchwurfhemmung (P1A bis P5A), Durchbruchhemmung (P6B, P7B und P8B) oder Durchschusshemmung (ab BR1). Der Klassierung liegen genormte Prüfverfahren zugrunde, bei der eine Metallkugel, eine Axt oder eine Schusswaffe auf das Glas einwirkt. Ein P7B zum Beispiel muss 30 bis 50 Axthiebe aushalten können.
 

Widerstandsklassen

Die Art und Weise, wie eine Verglasung verbaut wird – vereinfacht gesagt: Glas plus Konstruktion – bestimmt widerum die sogenannte «Resistance Class» (früher Widerstandsklasse) oder kurz RC.

Die verglasten Bauteile werden auch hier einem genormten Prüfverfahren unterzogen. Ab RC3 müssen sie während einer Mindestdauer vorgegebenen Werkzeugen standhalten. Beispiel: Ein Bauteil der RC4, wo ein P6B-Verbund-Sicherheitsglas eingesetzt wird, muss einem Täter und bestimmtem Werkzeug mindestens zehn Minuten standhalten.
 

Einbruchschutz

Die Wahl des Glases und der Widerstandsklassen der verglasten Bauteile sind ein wichtiger Teil des Einbruchschutzes, aber bei Boutiquen mit hochwertigen Objekten oder auch für den gehobenen Wohnbereich als alleinige Massnahme unzureichend. Hier kommen in der Regel mehrteilige Systeme zum Einsatz, die zum Beispiel noch Glasbruchmelder und/oder weitere Alarmanlagen umfassen. Man muss Langfingern immer einen Schritt voraus sein!
 

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